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sich verlieren

nacht.schicht #3

einige wochen sind vergangen seit der letzten schicht-kolumne... daher hier ein noch herbstlicher nachklang in kalten, klebrigen dezembernächten... just some lines between the gaps...

sich verlieren

die faszination solcher reisen durch die nacht, sie liegt wohl nicht einzig in all dem, was sie dir geben – den rhythmus, den geschmack auf der zunge, die rauhen flächen unter den fingerkuppen –, sondern ist mehr und mehr dem geschuldet, was man dabei verliert – sich selbst nämlich. es ist zum privileg, geworden, zu einem äußerst raren noch dazu: sich verlieren im und an den moment, den augen blick, die drehung die töne die zuckungen der lichter die berührung der lippen. sich verlieren, sich drangeben – dieses sich, das doch immer im mittelpunkt zu stehen hat, das doch immer in die erste reihe geschoben wird und sich schiebt drängt zwingt und um das sich doch alles bis zum selbst dreht. jenes sich über bord werfen macht diese stunden so wertvoll, jenseits dessen, was sich immer und immer wieder an wertigkeiten aus und für sich allein generiert.

sich verlieren als zeiten- wie ortswechsel, kein ur laub zur regeneration, des sich, der versicherung, des eigenen seins, sondern reise als hinter sich lassen, in erster linie sich hinten lassen und stattdessen alles und vor allem alle anderen davor. der wahrnehmung raum geben, das salz auf die haut brennen, spuren sich eingraben, die auch jahre später noch mit den fingern zu tasten sind. den mut, sich prozessen auszusetzen, die tat sächlich veränderung heißen, trans formation, und all die aufblinkenden warnschilder, die den verlust der hundert sicherheitsnetze verkünden, die ohnehin längst zu fiktion im imperfekt geworden sind, zu ignorieren. diese netze, die nur für jene existieren und sicherheit bieten, die ihre löcher gestrickt haben und all die zu gefangenen machen, die sich selbst darin verstricken. jenes sich, schon wieder, das aus schließlich ein selbst ist. das kein gegenüber kennt und kein daneben, kein mit und kein zu, sondern immer nur die erste person singular.

süden

die durchlässigkeit wagen, den körper auszusetzen der sonne der hitze dem wasser dem wind dem körper des anderen – jenes risiko, das an keiner theke zu kaufen ist für ein paar münzen oder ein stück schokolade als verkündigung, die an der zungenspitze zerrinnt.

durch das fenster die stimmen zu dir dringen dich ihnen nicht entgehn lassen in der unsichtbarkeit des tages und der klaren dunkelheit der nacht in der sie nicht abreissen sondern an konturen gewinnen mit jedem wort das du doch entschlüsselstdurch deren sog unwiderstehlich und unwiderstanden die dich aufnehmen zu einem teil von ihnen machen in den hitzen der gassen durch die ein luftstrom zieht den du kaum kanntest und noch weniger vermutet hattest.

flatternd die schirme gebleicht von der sonne der jahre und der farbe eines meeres jeden tag neu. das grau sein kann wie der stahl aus der ferriera und der himmel vor dem regen und dessen blau ein paar stunden später doch so sicher kommt, sowenig dies an den ehemaligen werftgebäuden vermerkt worden ist, wie die wasserstände. eintauchen in eine nacht deren rhythmen du erst herausfinden musst obwohl sie dir so vertraut scheinen, an deren unsichtbaren grenzen du nicht nur aber vor allem im sprechen immer wieder stößt. aufprall, den du gerade in einem kurzen blick, einem kleinen verständnisvollen lächeln, einem zucken in den augen deines gegenüber bemerkst und verschämt versuchst, daraus zu lernen dir einzuprägen, welche untiefen es wohin geschafft haben und die markierung welcher muschelbänke du diesmal übersehen oder in der tonlage der wellen falsch zugeordnet hast. dein sehen und zuhören neu ausrichten, in einer sprache die du kennst und von der du dennoch nicht die geringste ahnung hast, wie dir immer wieder schmerzlich und, nicht zuletzt aber vielleicht erst im zweiten nachfühlen, schön bewusst gemacht wird auf diesen reisen durch diese nächte durch diese stadt, die doch deine ist weil du die ihre geworden bist oder dich dazu gemacht hast.

und es ist der asphalt der glitzert regennass und jeder ein held der seinen weg dort drüber findet hin zum knopf den es zu drücken gilt.

tag unter

buchstaben, die übern monitor fliegen, flimmernd zwischen den zeilen der nächte sich verlieren, die augen müde, dann wieder ein aufblitzen, aufflackern, die songs im hintergrund, die eigentlich gegenüber sind. flächen drauf geschichte und geschichten zu projizieren, ineinander verschränken in diesen stunden was sich sonst auszuschließen droht, zu verstummen weil die worte nicht da sind oder es sind die falschen. hohl klingen, verbraucht, weil fehlt was sie mit leben füllt, wirksam macht über die bedeutung hinaus, die ein duden ausgibt oder weit davon entfernt. weil sie imstande sind, neue systeme zu bauen, zu schillern was der entspiegelte bild schirm her gibt aus und zu lässt an funkeln, weil sie sich genau davon lösen, vom binären diktat, eigen ständig wider stehen der verarbeitung, der einspeisung, sie unter oder über laufen trans formal entzaubern weil sie andre magie greifbar machen real kein ersatz für bedürfniskonstrukte mehr kein vehikel diese zu verankern tief drin, sondern. weil sie bedürfnis selbst sind, das unbedingte und unabdingbare muss.

des seins anstelle des habens.

zehn fenster die aufblinken oder mehr, licht rundum gedimmt, geöffnet nur paar scheiben oder was einmal welche gewesen waren.

switchen zwischen den monitoren, papierdünnen flächen, die nur ihre größe unterscheidet, grelle anzeige der farbpunkte, das feeling beim drüber flitzen der finger und wimpern. töne zwischen den songs manchmal teil davon legen sich als matrix um die zeilen unterbrechen schamlos die satzkonstrukte beanspruchen raum für sich, da ist es wieder, lassen nicht locker, drängen sich in die wahrnehmung, bringen vom weg ab und hin auf andere pfade mäandernd um die verknüpfungen vom kopf auf die füße oder um gekehrt, blick der auf geht oder wegsinkt, hoch schrecken mit schwebenden fingern über tast enden statt dessen über seiten streichen haut zwischen den kuppen sich weiter wagen centimeter für centimeter zum rauen rand des haaransatzes sich auflösen drin verfängt noch oder was wird ausgestrichen hände verschlungen. zurück holen vor die oberfläche die keine ist, als solche nicht zugelassen, kriegt kein pickerl mehr, das absolute bestehen auf sichtbaren strukturen, dahinter. abmontieren, auseinandernehmen im schein jenes fensters das man von hand auf machen könnte ohne knopfdruck, mit dreh von griff der jedes mal wieder aus der verankerung sich löst fällt dir entgegen. sauer stoffzufuhr, das dunkel der nacht hereinlassen ein dunkel das auch und für so viele unter tag nicht weicht.

im quadrat sehen wir sie vor den luken, wir vor monitoren, oder dahinter, sterbend auf schicht hatten keine chance da raus zu kommen, draußen hunderte, die sich versammelt hatten vorm eingang zur unteren welt, kameras die draufhalten und sie doch nie raus ziehen können, weil sie nicht drin waren, als es drauf zu zuhalten gegolten hätte. auf die gangsysteme dahinter auf die verkabelungen der ertrags flüsse auf die begradigung der mäander oder ihre gekonnte verschichtung. bonanza. nicaragua. fill the gap.

sehe dieses bild meines großvaters vor mir, in hut und mantel vor dem eingang zur herbst messe, meine mutter an der hand die damals keine zehn jahre alt gewesen sein kann in diesem schwarz weiß. dieses eine bild also, die beiden vor dem eingang, einem der highlights des jahres in einer kleinen stadt, gibt es noch heute, die messe, aber kein strahlen mehr, nur licht das blinkt und ausgeht, diese schau des wirtschaftswunders, das auf und ab des vergnügungsparks etwas worauf man sich freuen konnte, auch ich noch mit vielleicht keinen zehn jahren.

der großvater also, von dem ich nur das bild vor augen habe, dem man die arbeit für die nicht ansieht, die unter tag abbauten, das schmieden der werkzeuge oder welcher teile auch immer. konnte er mir nie erzählen, was genau; formen über der glut und auch das nur ein wissen aus erwähnungen, die erinnerungen anderer sind.

gegen wärtig jedoch diese konstrukte, auch heute weiter existierend auf der anderen seite der welt, verschoben um 180 grad, beim gleichen landend: unter tag ab bauen was zu holen ist in tiefen, nein untiefen, wo keiner hin sollte und blickt.

am stück

finger, die über tasten durch fenster fliegen, haben sie ohnehin rausgeholt, naja, die meisten zumindest, war goldgräberstimmung da, unerlaubt, längst geschlossen der schacht, aber die suchten halt trotzdem, die ließ man halt suchen, die wollten halt rein, da hat man sie halt gewähren lassen. umnachtete zeilen dieser aktuellen berichte, mehr als zehn sind es selten eine kurze abfolge bewegter bilder wenn der pfeil überm dreieck sich verhakt. grüner wald und bahre und träger und zuschauer die bangen was aus der nacht kommt dieser nacht mitten am tag mitten im nirgendwo mitten in ihnen. da in bonanza.

zuschauerraum, anderes schauen auf anderes fenster quadrat das blicke freigibt, nein schafft, bühnen teile, die statisch daher kommen und worte auf runde bahn schicken, wiederholbarkeit der bilder andeutend, keine vergleichsmöglichkeit zu dem film, der nur durchs beiseite sprechen dort vorne präsent ist, herbst performance die nur aufbaut auf dem klang des titels, wie die künstlerin wissen ließ mit wissen gegen wissen. moskau und spitzbergen, arbeiter stadt und paradies utopie, auf dieser tribüne versammelt da vorne unterm titel gorkij park 2 kreisend um ein grün das du nicht vor augen hast, um die austauschbarkeit der funktion und des selbst, dieses hinter hältigen sich, back forward again oder um eine eingangs sequenz im stück zu quoten the gap between what is said and what is done.


the common net knows:


Bonanza ist eine Gemeinde in der Region Autònoma del Atlántico Norte des mittelamerikanischen Staates Nicaragua. Der Ort hat rund 15.000 Einwohner und die Mehrheit der Bevölkerung sind Mestizen. Für die Wirtschaft der Gemeinde ist der Anbau von Bananen sehr wichtig. Ein zweites Standbein ist der Bergbau, der zahlreiche Menschen aus aller Welt angelockt hat, um nach Gold zu schürfen. 1996 fanden die ersten Wahlen der Gemeindevertretung statt.

Bonanza ist eine der bekanntesten US-amerikanischen Fernsehserien der 1960er Jahre, die im Western-Milieu des 19. Jahrhunderts um 1870 spielt. Mit über 430 Folgen ist sie nach „Rauchende Colts“(635 Folgen) die zweitlängste Westernserie der Welt. […] Bonanza ist ein englisches Wort spanischen Ursprungs für „ergiebige Goldgrube“ oder auch „Glücksfall“.


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[Artikel/nacht.schicht - evelyn schalk/16.12.2014]





    Artikel/nacht.schicht - evelyn schalk


    16.12.2014 sich verlieren

    19.08.2014 zwischenreise

    01.07.2014 gegenzeiten

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